Männer auf der Suche – Eine Rezension

7 Wege zur Befreiung

Foto: Pixabay | Unsplash

von Steve Biddulph


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Steve Biddulph ist der Begründer der Australischen Männerbewegung – ein Mann und Vater zweier Söhne. Schon relativ früh wurde dem Psychologen und Autor von Elternratgebern klar, wie entscheidend es nicht nur ist, dass Männer sich für Frauen einsetzen, sondern auch bzgl. des krassen Nachholbedarfs von Männern in ihrer eigenen Emanzipation.

Für Biddulph müssen wir alle EINEN gesellschaftlichen Hauptaspekt ins Bewusstsein nehmen, um das Bildungs- und Entwicklungs-Dilemma heutiger Jungs – späterer Männer und Väter – aufzufangen und nachhaltig zu verbessern: „Mädchen und Jungen werden in der Regel von Frauen aufgezogen – so sind die meisten Grundschullehrer weiblichen Geschlechts. Männer sind während eines Großteils des Tages, also die meiste Zeit, abwesend. Das Ergebnis dieses fehlenden Kontaktes kennen wir alle: dass in der heutigen Welt kleine Jungen vielfach nur zu größeren kleinen Jungen heranwachsen. Diese emotional infantilen erwachsenen Männer verbringen dann ihr Leben damit, irgendwelche Rollen zu spielen. … Nur wenige Frauen verstehen diese Einsamkeit der Männer.“ (S. 22)

Es ist die Wertschätzung Biddulphs für den (frühen) Feminismus, die sich im gesamten Buch stetig wiederfindet. Gleichwohl weiß er: „Der Feminismus verlangt von den Männern, sich zu ändern, aber er ist nicht für die Männer da. Wenn Sie ein Mann sind, können Sie starke Frauen bewundern und unterstützen, Sie können die Unterdrückung und den Missbrauch verletzlicher Frauen bekämpfen, aber Sie können kein Feminist sein, weil Sie einfach nicht zu dem Club gehören. Sie werden stets ein Löwe unter Vegetariern sein, und das bleibt natürlich niemandem verborgen. Es ist wichtig, dass wir begreifen, in welcher Zeit wir eigentlich leben. Der Feminismus ist gewiss die umfassendste Bewegung der gesamten Menschheitsgeschichte. Frauen aller Kulturen und Religionen haben seit Tausenden von Jahren unermesslich gelitten und lassen sich jetzt nicht länger einfach abspeisen.“ (S. 30).

Und – es gibt Kehrseiten und Konsequenzen aus dieser Entwicklung, die ignoriert, nachhaltig zu Ungunsten beider Geschlechter beitragen. Biddulph: „Ein Immobilienmakler hat einmal zu mir gesagt: ‚Ich verkaufe nie an den Ehemann, sondern immer an die Frau. Wenn ihm ein Haus gefällt bedeutet das gar nichts. Aber wenn es ihr gefällt, dann ist das Geschäft unter Dach und Fach. Viele Ehemänner sind in einer für sie selbst im Grunde genommen unbefriedigenden Beziehung gefangen, auch wenn sie sich der bei ihnen dadurch verursachten Wut und ihrer Sehnsucht nach Autonomie häufig gar nicht bewusst sind. … Sie sind zwar ‚in’ der Beziehung, gehören aber nicht wirklich ‚dazu’.“ (S. 115).

Und Biddulph macht Mut: „Anstatt sich weiterhin stiller Verzweiflung hinzugeben ist die neue Männerbewegung Hoffnungsträger dafür, dass Männer lernen können, glücklichere, bessere Menschen zu sein; und (so unglaublich das auch klingen mag), dass es auch positiv sein kann, ein Mann zu sein! Vielleicht sind wir Männer am Ende doch nicht die Ungeheuer dieser Welt – oder sind es zumindest nicht aus freien Stücken. … Frauen mussten sich gegen die Unterdrückung zur Wehr setzen, Männer haben es mit einer ganz anderen Schwierigkeit zu tun: der Isolation. Die Gefängnisse, denen Männer entkommen müssen, heißen: Einsamkeit, zwanghaftes Wettbewerbsstreben, lebenslange emotionale Scheu.“ (S. 14f).

Ein sehr eindringlich gehaltenes Buch, das eine Welt beschreibt, die für Männer erst sichtbar wird, wenn die Bereitschaft zur Selbstreflexion in Ihren Leben Einzug halten kann. Und für Frauen, wenn sie bereit sind, in den Schuhen-des-jeweils-anderen-zu-gehen. Ein noch langer Weg.

 

Über Klaus Podirsky 1 Artikel
Klaus Podirsky wurde 1955 in Wien geboren, ist Vater zweier erwachsener Kinder (Matthias & Lena) und genießt mit seiner Frau Lisa eine wertschätzend freudevolle Partnerschaft.

Klaus sieht seine Lebens-Aufgabe als „Brückenbauer“. Ob in der (Sozial-)Pädagogik, im Bereich Wissenschaft & Spiritualität oder in der Zivilgesellschaft wie z.B. im Gender-Diskurs – für ihn gilt: Nachhaltigkeit lässt sich nur gemeinsam erreichen!

Von seiner Grundausbildung ist der Autor Architekt (TU Wien) und Waldorfpädagoge (Uni Krems). Er war 15 Jahre als Oberstufenlehrer tätig sowie ein Jahrzehnt Dozent für Waldorfpädagogik. Persönliche Entwicklungen führten ihn vor 20 Jahren in die angewandte Bewusstseinsforschung. In den letzten Jahren arbeitet(e) Klaus Podirsky als Sozialpädagoge mit männlichen Jugendlichen sowie als Coach im Bereich Potenzial- und Krisencoaching und als Autor. Wien blieb zeitlebens sein Lebensmittelpunkt. Mit Lisa, seiner Frau, genießt er heute eine wertschätzend freudvolle Partnerschaft, mit viel Zeit für Gemeinsames & Muße.

Klaus Podirsky ist Gründungsmitglied zweier zivilgesellschaftlicher Initiativen: des Friedens-Projekts „twogether.wien – Men4Women, Women4Men, HUMANS4HUMANS !“ sowie: „das CAMP“, ein sozialpädagogisches Outdoor-Projekt für Väter und ihre Kinder.

Seit vier Jahrzehnten ist der Autor als freischaffender Künstler tätig. Bücher u.a.: „Fremdkörper Erde“, über den Goldenen Schnitt im Sonnensystem (2004); „Zeiten der Zeitlosigkeit. Schlag-Anfall“ – 33 Lebensgespräche im Zuge einer Sterbebegleitung (2006); der Lyrikband „sehend, hören, sprechend – texte“ (2011); „Wissenschaft trifft Spiritualität“ – Bd.1 Sternenstaub; Bd.2 Der Mensch“ (2016 / 2022) sowie „Der Eisberg des Gender Gap – Hommage an die Verletzlichkeit des Mannes.“ (2021)

Klaus im Web:
twogether.wien – Men4Women, Women4Men, HUMANS4HUMANS:
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Vernissage im Wasserturm:
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Buchpräsentation von "Wissenschaft trifft Spiritualität“:
https://www.youtube.com/watch?v=QOg9WfnwaHU
Das CAMP:
https://www.vaterkind-camp.at
KrisenCoaching:
http://www.krisencoaching.at

2 Kommentare

  1. Danke lieber Klaus für diese Rezension.

    Dieses Buch war mein erstes Männer-Buch. Es kam 2006 quasi zu mir, als ich mich gerade in einer persönlichen Krise befand und mir klar wurde, dass mir einiges zu meinem Selbstverständnis als Mann fehlte.

    Verschiedenes was ich hier zu lesen kam, hatte ich schon zuvor als eigene Erkenntnis gewonnen und es war ein gutes Gefühl bestätigt zu werden. Ich erhielt aber auch viele neue Impulse und Sichtweisen, die mich dem Ziel einer gefestigten männlichen Identität näher brachten.

    Dieses Buch ist uneingeschränkt für den Einsteiger in das Thema Männer-Arbeit zu empfehlen. Das sagt schon der Titel aus. Männer, die auf der Suche nach einer positiven Männlichkeit sind. Aber es macht auch Sinn, als Fortgeschrittener, als gereifter Mann sich dieses Buch immer mal wieder ihn die Hand zu nehmen und eine Standortbestimmung der eigenen aktuellen Position vorzunehmen.

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