Es war ein Sonntag Mitte Oktober 2020.
Am Mittag dieses Tages schenkte mir eine wichtige Freundin einen Erkenntnis- und Erfahrungsprozess, der so intensiv war, dass es mir schwer fällt ihn in Worte zu fassen …
Was innerhalb von knapp 50 Minuten geschah, bereinigte das, was ich bisher über das „MitEinAnder“ von Frau und Mann zu wissen meinte. Ich erkannte, genauer gesagt ich spürte, mit jeder Zelle meines Körpers, was wirklich zwischen uns läuft.
Insbesondere erkannte und spürte ich, dass ich als Mann das weibliche Wesen bisher bestenfalls ansatzweise gefühlt, erkannt und gewürdigt hatte. Es war eine schmerzhafte Einsicht, die das vernichtete, was ich mir über Jahrzehnten eingeredet hatte.
Es war die EntTäuschung, die mir die Freundin in solch einer Heftigkeit „schenkte“, das es in mir lange nachbebte. Hiermit teile ich mit Dir meine wesentlichen Einsichten und Erfahrungen, die daraus resultierten …
Insbesondere wurde mir als Mann bewusst, wie ich wahre Weiblichkeit bisher verkannt hatte.
Ich hatte keine Ahnung und kein Gefühl dafür, wie fein Frauen in ihrem Inneren wirklich sind. Ich ließ mich von Äußerlichkeiten sowie von eigenen Konditionierungen blenden. Dieser Verblendung folgte ich unbewusst und überschritt die feinen Grenzen des weiblichen Wesens, was es noch tiefer verletzte.
Ich war mir meiner Verantwortung nicht bewusst. Ebenso wenig war mir bewusst, wie ich meine Macht missbrauche, was dies im Weiblichen und somit in dieser Welt bewirkt. Ich hatte es verkannt und ignoriert.
Wie kam ich zu dieser Klarheit?
An jenem Sonntag kontaktierte mich die Freundin nach einer Breath-Work-Session. Sie meinte, dass sie zwischendrin ausgestiegen war, da es ihr zu heftig wurde und sie jemanden braucht, dem sie sich öffnen kann. Sie schrieb mir, dass es intensiv wird und dass ich genau prüfen soll, ob ich gut in meiner Kraft stehe, um für sie da zu sein.
Ich spürte, dass Kraft da ist und ich für knackige Prozesse bereit bin.
Ich schrieb ihr, dass ich offen und bereit bin.
Kurz darauf telefonierten wir.
Sie berichtete mir von einer schrecklichen MissbrauchsGeschichte aus allerfrühester Kindheit. Sie meinte, dass sie jemanden bräuchte, der zuhört und ihre Gedanken mitsortiert. Schnell war mir klar, dass es nicht darum ging. Denn ich nahm deutlich wahr, dass das tatsächliche Gefühl unter dieser Oberfläche schlummerte.
Also sagte ich ihr, dass ich nicht fühle, was in ihr vorgeht. Kaum war es ausgesprochen, brach es aus ihr heraus …
Der Schmerz.
Das Leid.
Die Ohnmacht.
Der Missbrauch, der so früh begann und ihren Lebensweg bestimmte.
Anfangs konnte ich sie hören und präsent sein.
Bald spürte ich, wie mich der Schmerz übermannte.
Ich spürte den Schmerz des weiblichen Wesens.
Ich spürte wie tief die Mütter, Frauen, Schwestern und Töchter dieser Welt in ihrem wahren Wesen verletzt sind.
Ich fühlte es.
Und zwar so richtig …
Mein Körper bäumte sich auf.
In mir verkrampfte es sich.
Tränenschübe schossen heraus.
Es brach zusammen.
Ich spürte, wie unendlicher Schmerz durch mich schoss. Zugleich nahm ich wahr, wie es sie erfasste.
Ich konnte und wollte mich nicht dagegen wehren.
Ich musste mich hingeben.
Ich spürte, wie ich all das ignoriert hatte.
Immer wieder hatten mich Frauen mit ihren Missbrauchserfahrungen konfrontiert.
Ich nahm es schockiert wahr und blendete es schnellst möglich aus.
Da ich keine Frau körperlich missbraucht hatte, fühlte ich mich nicht verantwortlich.
„Das sind doch die Anderen …“
Inzwischen sehe ich, wie viele Frauen mir derartige Geschichten erzählten.
Viele Frauen fragte ich gar nicht erst danach, da ich es nicht hören konnte und wahrscheinlich auch nicht wollte.
Ich ignorierte, was mit den Müttern, den Weibern, den Schwestern, den Töchtern dieser Welt geschah.
Ich hatte es ausgeblendet.
Ich hatte die Verantwortung ausgeblendet, die ich als Mann habe.
Es ist allerhöchste Zeit, dass ich mich dem stelle. Indem ich volle Verantwortung übernehme und mich dieser Dimension voll öffne.
Indem ich es nicht länger ignoriere, verschweige, ausgrenze.
Es ist (auch) an mir, diesen gigantischen Abgrund zu verändern.
In dem Moment, wo der Schmerz aus mir heraus brach und ich mit jeder Zelle meines Körpers spürte, was wirklich läuft, erkannte ich, dass auch ich Täter bin. Mir wurde bewusst, dass ich Frau missbrauche, sobald ich ihre Feinheit ignorierte und sie nicht in ihrer Feinheit schützte.
Als Mann kann ich beides:
Ich kann die Feinheit der Frau wahrnehmen und fühlen.
Ebenso habe ich die Kraft, um die Frau in ihrem feinen Wesen zu behüten.
Meine Freundin machte mir bewusst, dass der weibliche Schoßraum ein heiliger Tempel ist. Bereits als sie erstmalig davon sprach und ich diese Idee in mir wirken ließ, erkannte ich, dass ich einer Frau sexuell noch nicht in diesem Bewusstsein begegnet bin.
Die Erkenntnis, dass der Schoß der Frau ein heiliger Ort ist, bedeutet, dass ich mich diesem Raum voller Würde, voller Achtsamkeit und voll feinem Gespür nähre.
Dass es das Symbol von höchstem Vertrauen ist, wenn mich die Frau in sich aufnimmt.
Stattdessen agierte ich konditioniert, obwohl ich in meinem Inneren spürte, dass es nicht stimmig ist. In mir war das feine Gefühl von „So ist es falsch.“
Ich ignorierte es. Indem ich es ignorierte, war ich ebenso ein Teil des männlichen Kollektivs, was das Feine, das Sinnliche, das Magische, das Wundervolle und das Einzigartige des weiblichen Wesens missachtete.
Im Verlauf dieses Telefonats wurde mir auch klar, wie groß die Liebe des weiblichen Wesens für uns Männer wirklich ist.
Dass uns Frau immer wieder verziehen hatte …
Dass sie sich trotzdem immer wieder für uns öffnete …
Allein das verdeutlicht, wie groß, wie offen, wie bedingungslos die Liebe der Frau wirklich ist. Nachdem ich den kollektiven Schmerz der Frauen spürte, wandelte es sich. Nun fühlte ich die Ohnmacht, die Schuld und die Scham der Männerwelt.
Ich fühlte, was in unserem kollektiven Feld ist …
Ich spürte, wie wir bisher versagten …
Wie wir unsere Mütter, unsere Frauen, unsere Schwestern und unsere Töchter in Jahrtausenden verletzten.
Mir wurde die elementare Bedeutung bewusst, dass ich als Mann volle Verantwortung übernehme.
Dass ich dafür die Stimme erhebe.
Mich dafür in die Welt stelle, um ein neues Bewusstsein zu schaffen.
Um das neue Miteinander zwischen Frau und Mann zu ermöglichen.
Ich bin zutiefst dankbar und demütig für das, was ich an diesem Sonntag erfahren durfte.
Ich erkannte, was für wundervolle Wesen ihr Frauen wirklich seid und wie wir Männer in unsere wahre Kraft wachsen können.
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