Mit den folgenden Zeilen beschreibe ich sinnbildlich einen der tiefgreifendsten und zugleich mächtigsten Wege, den wir Männer/Menschen gehen können.
Es ist der Weg vom Bettler zum König. Es ist ein Weg des Erwachens, der beim Status des Bettlers beginnt und in die Dimension des Königs führt.
Was meine ich mit Bettler?
Als Bettler lebte ich in der inneren Erfahrung von Mangel und Opfersein. Ich erschuf mir ein Jammertal, um meine wahre Kraft und Größe in die Unbewusstheit zu verdrängen.
Dies ist mein erster Weckruf an alle Könige dieser Welt: Erwache und verlasse den lähmenden Status des Bettlers.
Es ist Zeit.
Bisher betteln wir nach Liebe. Nach Anerkennung. Nach Wertschätzung. Nach Aufmerksamkeit. Nach Bedeutung. Nach Bestimmung. Nach irgendetwas, was für uns von scheinbarer Bedeutung ist.
Solange ich bettle, bleibe ich bedeutungslos. Alles, was ich mir so sehnlich wünsche, resultiert primär aus dem latenten Mangel der inneren Leere, die ich mir in der unbewussten Erfahrung des inneren Bettlers wieder und wieder kreierte.
Das Selbstbild und die Selbstwahrnehmung des Bettlers – was den inneren Bettler charakterisiert (der Bettler ist eine Metapher für den Seins-Zustand, in dem (noch) viele Männer/Menschen leben):
Opfer-Mentalität
Ich kann nichts dafür, dass es mir so schlecht geht und das ich leide, denn ich bin das Opfer meiner Umstände. Als Opfer vermeide ich Selbstverantwortung.
Mangel-Mentalität
Mir fehlt es an Allem. Ich habe einfach zu wenig. Ich bin darauf angewiesen, dass mir Andere etwas geben, dass ich Almosen bekomme. Aufgrund des inneren Mangels muss ich nehmen und nehmen. In mir existiert eine Bedürftigkeit, die unstillbar ist. Als Bettler erlebe ich quälende Gier: Es muss immer mehr sein. Es ist nie genug. Nie reicht es. Es ist immer zu wenig und dies schmerzt so sehr …
Jammertal
Im inneren Bettlersein erscheinen mir der Schmerz und das Leiden auf eine perfide Art vertraut. Schmerz und Leid gaukeln mir Sicherheit und Stabilität vor, da mir diese Erfahrungen so vertraut sind.
Erschaffe ich sie deshalb wieder und wieder?
Entweder bin ich im Modus des permanenten Überlebenskampfes oder im Modus der Kapitulation. Die Kapitulation zeigt sich in Stillstand und Resignation. Beides sind Zustände voller Spannung und Druck. Als Bettler ist es einfach verdammt schwer …
In meiner Bettelei bin ich auf Almosen aus, für die ich mich verleugne und verbiege. Ich bettle um Dinge, die jedoch nicht mal ansatzweise dem entsprechen, was ich tatsächlich will. Trotzdem meine ich, dass das, was ich bekomme, immer noch besser ist, als gar nichts. Also tue ich alles, um keines dieser Almosen zu gefährden.
Um mich zu schützen, nutze ich verschiedene Krücken. Die Krücken des Bettlers sind Glaubenssätze, Konzepte und Konstrukte, die ich engstirnig aufrechterhalte, um das eigene Leben irgendwie zu ertragen.
Das Bettler-Dasein dreht mich durch den inneren Schleudergang zwischen Erwartung und Enttäuschung — ein ewiges Hin und Her. Es ist das anhaltende Schleudertrauma, das mein inneres Leiden weiter verstärkt.
Als Bettler fühle ich mich ausgegrenzt, verstoßen und verbannt. Und zwar von allen Anderen, von der ganzen Gesellschaft. Dabei ist dieses Außenseitertum meine eigene Kreation. Ich selbst begab mich in die Sphäre der Verachtung.
Innerlich habe ich mich in diversen Sackgassen verrannt. In diesen Sackgassen zapple ich voller Verzweiflung. Je mehr ich zapple, desto fester wird es — kein Ausweg in Sicht.
Das Erwachen des Königs beginnt, sobald ich mich aus dem inneren Sumpf, aus der niederen Schwingung des Bettelns, löse. Sobald ich mich aufrichte, um voller Vertrauen, voller Zuversicht, voller Kraft und voller Sanftheit meinen Weg zu gehen.
Mit dem Erwachen des Königs besteige ich den inneren Thron. Es ist der Thron in meiner Tiefe, in der Vollkommenheit meines Wesens. Vorab wurde meine innere Welt von Selbst-Ausbeutung, Selbst-Unterdrückung und Selbst-Sabotage dominiert.
Der Weg zum Thron ist steinig. Ich muss mich bewusst auf den inneren Thron zubewegen — Schritt für Schritt im inneren Aufstieg. Ich darf mich nicht abschrecken lassen, sondern ich muss alle inneren Räume durchschreiten, die mich dem Thron näherbringen. Ich muss jeden Raum entdecken und erschließen, um mein inneres Reich zu vervollkommnen. So wird sich meine Ganzheit selbst inthronisieren und krönen.
Bin ich wirklich bereit mich innerlich vollkommen zu würdigen und mich selbst zu krönen?
Was bewirkt meine Selbstkrönung?
Was bewirkt es, wenn ich den inneren Thron besteige?
Dann überblicke ich das gesamte Leben. Ich sehe alle Perspektiven und Möglichkeiten. Ich sehe das Detail genau wie den großen Zusammenhang.
Alles bekommt den gleichen Wert, die gleiche Gültigkeit.
Es gibt keinen Unterschied mehr.
Es gibt keine Auf- und Abwertungen.
Kein Be- und Verurteilen.
Alles ist gleichwertig.
ICH BIN DER WEISE, GÜTIGE UND MACHTVOLLE KÖNIG, DER AUS VOLLEM HERZEN LEBT.
Andres Kühn
Hinterlasse jetzt einen Kommentar