Gestern fuhr ich im Auto nach Hause, als im Radio der Song “No son of mine” von Genesis gespielt wurde.
Mal davon abgesehen, dass mir das Lied als solches schon immer gut gefallen hat, hatte ich den Impuls, mir den Text noch mal genauer anzuhören.
In dem Lied geht es um einen Mann, der seine Familie als junger Mann verlassen hat.
Er tat das, weil der Vater gewalttätig war und seine Wut und seinen Frust an der Mutter ausgelassen hat.
Das hat den Sohn zermürbt. Er hat die Schreie der Mutter gehört und ihr Leid hautnah mitbekommen. Er war aber damals nicht in der Lage, ihr zu helfen und ihr gegen die Aggression des Vaters zur Seite zu stehen.
Dies hat einen extremen Konflikt im Sohn erzeugt. Zum Leid der Mutter kam noch das Gefühl der Ohnmacht und Hilflosigkeit, dass er ihr nicht helfen konnte.
Der einzige Ausweg, den der Sohn für sich gesehen hat, diesem inneren Spannungsfeld zu entkommen, war der Familie den Rücken zu kehren und von zu Hause wegzulaufen.
Nachdem Jahre vergangen sind und “seine Wunden nicht mehr die selben waren”, fasst er sich ein Herz und geht zur Familie zurück, um sich mit dem Vater auszusprechen. Er findet den Weg nach Hause zum Vater in der Hoffnung, seine Vaterwunde zu heilen und die Aussöhnung mit ihm zu erlangen.
Der Vater bittet ihn auch herein, setzt sich im gegenüber, schaut ihm in die Augen und sagt:
“Du bist nicht mein Sohn, du hast dein Elternhaus verlassen. Du bist nicht mein Sohn.”
Diese Ablehnung des Vaters verletzt den Sohn aufs Neue und dieser neue Schmerz vermischt sich mit den alten Verletzungen.
Was noch hinzu kommt ist, dass der Sohn nun glaubt, die Aussöhung mit dem Vater könne niemals gelingen.
Vermutlich wollte er vom Vater hören, dass dessen Verhalten nicht in Ordnung war und dass es ihm Leid tue, wie er sich der Mutter und auch dem Sohn gegenüber verhalten hat.
Vielleicht wollte er eine Entschuldigung vom Vater dafür hören.
Möglicherweise wollte der Sohn ihm seine eigene Sicht der Ereignisse darlegen.
Energetisch gesehen ging es darum, die Vaterwunde zu heilen.
Aber: Das uneinsichtige und harte Verhalten des Vaters hat dies alles unmöglich gemacht.
Im Gegenteil, die Vaterwunde ist größer geworden und die Aussöhnung scheint in weite Ferne gerückt zu sein.
Viele Männer haben ähnliche Väter.
- Väter, die nicht zur Aussöhnung bereit sind
- Väter, die nicht einsehen wollen, dass ihr Verhalten den Sohn auf schwerste verletzt hat
- Väter, die sich ihren eigenen Themen nicht stellen wollen oder können
- Väter, die noch in der alten Form des Mannsein verhaftet sind
- Väter, die keinen Zugang zu ihren Gefühlen haben
Der Sohn trägt dann sein ganzes Leben diese Last, die der Vater ihm aufgebürdet hat.
Die zentrale Frage aber ist: Stimmt das wirklich? Kann die Aussöhnung mit solch einem Vater tatsächlich nicht gelingen?
Ich sage: Doch! Auch mit solch einem Vater kann die Aussöhnung gelingen.
Für die Aussöhnung braucht der Sohn den Vater nicht.
Bei der Aussöhnung geht es darum, dass der Sohn die vom Vater aufgebürdete Last zurück geben kann und danach in der Lage ist, sein Leben als freier und geheilter Mann zu gestalten.
Die Aussöhnung macht der Sohn nur für sich!
Die Verletzungen durch den Vater in der Kindheit führen oft dazu, dass der Sohn weit hinter seinen Möglichkeiten zurück bleibt und niemals sein volles Potential leben kann.
Es geht darum, dem eigenen Leid Raum zu geben und sich selbst einzugestehen, dass so etwas wie die Vaterwunde tatsächlich existiert und dass der Sohn dadurch in seinem Leben eingeschränkt ist.
Letztlich kann der Sohn Mitgefühl für den Vater entwickeln und ihn so sehen, wie er war. Als ein Mann, der mit seinen eigenen Themen überfordert war und der keine Möglichkeit zur Persönlichkeits-Entwicklung hatte. Der Sohn erkennt, dass das negative Verhalten mit dessen Problemen als Mann und Mensch zu tun hatte und nichts mit ihm.
Wie die Aussöhnung mit dem Vater im Einzelnen funktioniert habe ich in -> diesem Artikel beschrieben.
Es geht darum, dass der Sohn sich von der Last der Vaterwunde befreit und nicht mehr unter dessen Verhalten leiden oder sich gar blockieren lassen muss.
Nicht mehr und nicht weniger.
Dazu braucht der Sohn den Vater nicht. Die Aussöhnung macht er nur für sich selbst.
Die gute Nachricht ist also:
“Die Aussöhnung mit dem Vater ist möglich, auch wenn der Vater bereits verstorben oder dafür nicht bereit ist.
Was kann dir die Aussöhnung mit dem Vater bringen?
- Du weißt, wer du als Mann bist.
- Du erlangst ein besseres Standing im Leben.
- Du weißt, wo dein Platz im Leben ist.
- Du spürst dich und hast Zugang zu deinen Gefühlen.
- Du strahlst Kraft und Sicherheit aus.
- Du weißt, warum du hier bist und erreichst deine Ziele.
- Du kannst bessere Beziehungen mit Frauen führen.
- Du hast deinen Platz in der männlichen Ahnenreihe eingenommen.
- Du wirst ein besserer Vater für deine Kinder sein.
- Du gibst deinen Kindern den Großvater zurück.
- Du kannst inneren Frieden finden.
Meinen eigenen Weg der Aussöhnung mit meinem Vater habe ich ->hier beschrieben.
Wenn du immer noch zweifelst und dich fragst, ob es sich wirklich lohnt für dich die Aussöhnung mit deinem Vater anzugehen, dann lies diesen Artikel von mir im MPN:
Warum du dich mit deinem Vater aussoehnen solltest
Hier kannst du das Video von Genesis sehen und hören:
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