von Gabriela von Witzleben
Voller Vorfreude habe ich heute das neue Buch von Gabriela von Witzleben abgeholt und war sehr gespannt. Nach dem Auspacken war mein erster Gedanke:
Dies soll der “große” von Witzleben sein? Als ich das Buch in den Händen hielt, konnte ich eine gewisse Enttäuschung nicht verhehlen.
Meine Erwartungen waren nach dem ersten Buch der Enneagramm-Expertin und Leiterin des Instituts für systemisches Enneagramm Gabriela von Witzleben sehr hoch gesteckt. Und nun dieses kleine, dünne Buch?
Beim Lesen musste ich dieses Urteil allerdings revidieren.
Das Buch enthält die geballte Ladung des Wissens der Autorin. Diesmal geht sie auf alle theoretischen Grundlagen ein, auch auf die Bereiche, die das erste Buch auf Grund seines kompakten Charakters noch hat vermissen lassen.
Der wissensdurstige Leser wird über alle wichtigen Bereiche der Konstanzer Schule, deren Gründerin und Leiterin Gabriela von Witzleben ist, informiert.
Sei es das Drei-Zentren-Modell, die Reaktionsprinzipien, das Vier-Säulen-Modell oder die Stress- und Entwicklungslinien. Den beiden zentralen Elementen des Enneagramm-Coachings, dem Triadischen Prinzip und dem Strategischen Prinzip, werden gleich ganze Kapitelabschnitte gewidmet. So ist genügend Raum diese komplexen Modelle zu erläutern.
Einen weiteren großen Bereich nimmt das Enneagramm im systemischen Kontext ein. Dies ist sozusagen das Spezialgebiet und Alleinstellungsmerkmal der Konstanzer Schule, da das Enneagramm bisher nur selten in diesem Kontext gelehrt und angewendet wird.
Wer diese Rezension bisher aufmerksam gelesen hat, dem ist sicher aufgefallen, dass noch nichts über die Eigenschaften der neun Strukturen gesagt wurde. Natürlich nimmt dieses wichtige Thema einen eigenen Kapitelabschnitt in Beschlag. Die Autorin beschreibt die einzelnen Strukturen jeweils mit dem Lebensthema, dem Aufmerksamkeitsstil und der Abwehr. Diese drei Punkte, die ja ihrerseits nur einen Ausschnitt der gesamten Strukturbeschreibung darstellen, genügen der Autorin um die jeweilige Struktur relativ umfassend zu beschreiben. Als Sahnehäubchen gibt es dann noch jeweils zwei Fallbeispiele.
Sehr amüsant ist auch das Kapitel über die Klischees zu den einzelnen Enneagramm-Strukturen zu lesen. Zum Beispiel die 2 als Helfer, die 1 als Ordnungsfanatiker und die 9er als träge Menschen. Den Strukturen bestimmte Eigenschaften zuzuordnen ist weit verbreitet, selbst in einiger Fachliteratur. Dadurch kommt es nicht selten vor, dass Menschen in die falsche Struktur eingeordnet werden, was fatale Folgen für die Betroffenen hat, da nur in der eigenen Struktur Wachstum möglich ist. Die Autorin zeigt auf, dass es oft neuen gute Gründe gib bestimmte Eigenschaften zu leben. Jede Struktur kann z.B. helfen und tut dies auch. Aber jeweils aus einer anderen Energie heraus und aus anderen Gründen.
Meine bisherigen Ausführungen zeigen bereits, dass dieses “dünnen” Buch eine ganzes Menge fundiertes Wissen enthält. Damit aber noch nicht genug. Die Autor setzt noch einen drauf. In einem eigenen Kapitelabschnitt werden insgesamt dreizehn Fallbeispiele beschrieben. Hier kann der interessierte Lesen sehr gut nachvollziehen, welche unterschiedlichen Möglichkeiten ein Enneagramm-Coaching bietet und bei welchen unterschiedlichen Anliegen es eingesetzt werden kann.
Damit aber immer noch nicht genug. Sehr ausführlich wird auch die sogenannte ESB, die Enneagramm-Struktur-Bestimmung beschrieben. Dieses Instrument dient dem erfahrenen Enneagramm-Coach dazu, mit großer Treffsicherheit die Enneagramm-Struktur eine Klienten zu bestimmen.
Wer jetzt glaubt, dieses Buch sei sehr wissenschaftlich und anspruchsvoll geschrieben, dem muss ich zwar einerseits recht geben. Andererseits schafft die Autorin den Spagat die Themen so leicht und verständlich aufzubereiten, dass auch der interessierte Laien dieses Buch mit Genuss und einem hohen Lerneffekt lesen kann.
Als zertifizierter Systemischer Enneagramm Coach kann ich diese Buch uneingeschränkt allen Lesergruppen empfehlen.
Viel Spaß beim Lesen.
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